Bericht von Robin Rudolph März 2016

Am Dienstag den 23.02.2016 ging es dann zum ersten Mal auf die Station Jaguarete. Da helfen wir bei allen möglichen Arbeiten rund um die Station aus und werden die meiste Zeit von zwei Affendamen - Christa und Negra - begleitet, die dort von Torsten Roder und Ilka Sohr großgezogen wurden. Die beiden haben das Ganze dort auch gegründet und mit aufgebaut sowie den Verein Projekt Regenzeit e.V. in's Leben gerufen. Mitten im Primärurwald haben wir uns also bei rund 35°C und gefühlten 150% Luftfeuchtigkeit, zusammen mit Moskitos, Bienen und tausend Arten von Ameisen mit der Machete durch dichtes Dschungeldickicht geschlagen um alte Wege freizulegen, Platz für neue Gehege zu schaffen und um das alte Jaguargehege rückzubauen, um den Maschendraht erneut nutzen zu können.

 

Hier unten ist das eben alles nicht so einfach mit Werkzeugen und Materialien beschaffen, da kann man nicht mal eben in den Baumarkt gehen, daher muss man mit allem sehr nachhaltig umgehen. Der Verein, und damit die ganze Station inklusive Arbeiter lebt nur von Spenden und Fördergeldern und die sind ja bekanntlich rar.

 

Nächste Woche geht es dann wieder auf Station für uns, selbe Arbeiten - der Urwald wächst schnell, und es gibt noch einige Wege freizulegen.

Es macht auf jeden Fall Spaß und ist Unterstützens wert. Wer also Lust und Laune hat, kann ruhig etwas in den beiden Seiten stöbern oder auf Youtube Videos anschauen.

Eine kleine Spende wäre natürlich super, oder selbst mal hier herkommen genauso wie diesen Beitrag zu teilen und in die Welt hinauszutragen.

Im Anschluss gibt's noch einen Bericht/Tagebuchausschnitt von unserem ersten Tag.

Robin Rudolph

Bericht von Robin Rudolph März 2016 (Kopie)

Dienstag, Martes, 23.02.2016:

Gegen halb Acht schlagen wir bei Torte und Frido mit Frühstück vom Franzosen auf. Circa 9:15 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Station (Refuigo Jaguarete / Estación Biológica Jaguarete) mit Quad und Motorrad und jeder Menge Gepäck durch Wald, Urwald und Primärurwald, Schlammstrecken und überwachsene Wege, 15km Weg durch die Pampa. Torte (Torsten Roder) macht uns mit Piqui bekannt, dem kontinuierlichen Stationsarbeiter der schon über 6 Jahre hier von Montag bis Samstag arbeitet. Sehr netter wenn auch anfänglich etwas zurückhaltender Zeitgenosse, der unglaublich viel Wissen vom Urwald und der Station besitzt. Nach einer ersten Geländebegehung sowie Bekanntmachung mit den beiden Affendamen Christa und Negra geht's auch schon an die ersten Arbeiten: Platz für ein neues Wildtiergehege schaffen. Mit Machete und Kettensäge bewaffnet schaffen wir einen circa 3x8m breiten Streifen. Der Schweiß saugt sich in jede Klamottenfalte, die Stirn trieft und die Haut brennt von zahlreichen Ameisenattacken. Gute 2h arbeiten wir bevor es nach einer kurzen Pause zur nächsten Arbeit geht: Den Weg zum alten Jaguargehege frei machen, ebenso wie das verwilderte und zugewachsene Gehege selbst. Vor einigen Jahren hatten sie hier noch zwei Jaguare auf- und großgezogen, bis eines Nachts missgünstige Menschen, denen die Station hier ein Dorn im Auge ist oder Wilderer oder Neider, das Gehege aufschnitten, sodass die Jaguare entkommen sind. Einer wurde wegen der drohenden Gefahr für die umliegenden Dörfer erschossen, der Andere konnte entkommen und überlebte. Gegen 15 Uhr beenden wir die Arbeit, machen kurze Siesta und bereiten anschließend das Abendessen vor. Nach dem Abendessen geht's zum gemeinschaftlichen Zusammensitzen, Coca-Kauen, Rauchen und Trinken. Für Bolivianer vor allem am ersten Abend des Kennenlernens wichtig, sowie die Tage Dienstag und Freitag - im Zeichen der Mutter Erde - Challa. Dabei gibt es ein Ritual: Ein Bolo wird fertig gemacht: ein Knäuel Cocablätter mit Bico (Natriumbicarbonat), und in die Erde gesteckt. Der Bolo wird mit etwas Erde bedeckt. Eine Zigarette wird angezündet und in den Erdhaufen gesteckt. Quasi alles Opfergaben für die Erdmutter, damit unser Aufenthalt hier auf Station gut wird. Brennt die Zigarette vollständig runter wird alles gut. Währenddessen wird noch Ceibo (96%iger trinkbarer Alkohol auf Zuckerrohrbasis) um den Erdhaufen verträufelt. Bei uns ging alles gut. Danach sitzen wir noch eine Weile zusammen und "feiern". Torte weiß Unmengen Geschichten rund um die Station und Bolivianer zu erzählen, die uns mit dem nötigen Hintergrundwissen für die Station und das Projekt dahinter versorgen.

 

Nach etwas Startschwierigkeiten wird auch Piqui warm und kommt aus dem Erzählen kaum mehr raus - Torte übersetzt. Die Station ist komplett selber gebaut und aus dem Boden gestampft. Das Gelände frei gemacht, jedes Brett für die Hütten und Häuser selber aus Bäumen zurechtgesägt. Es gibt hier im Urwald unzählige Holzarten, jede für andere spezielle Verwendungen (Tische, Bänke, Stühle, Bodenbretter, Dachbretter, Seitenbretter, Balken etc.) was aufgrund des Klimas und der Tiere (Termiten, Ameisen u.ä.) auch extrem wichtig ist. Piqui kennt nahezu alle Bäume hier, Gifte, Pflanzen und Tiere und hat jedes Brett selber gesägt, eine unglaubliche Leistung.

 

Die Mentalität der Bolivianer ist ganz anders, manch einer würde es vermutlich auf den Alkohol schieben, aber Probleme und Absprachen sowie Pläne werden bei so einem Abend besprochen und haben auch wirklich nur dann Gewicht und Bedeutung wenn sie einige Male wiederholt wurden.

 

Wir reden viele viele Stunden. Vielleicht noch ein paar Worte zur Station damit man sich das Ganze etwas besser vorstellen kann: Es gibt hier keinen Strom im herkömmlichen Sinne und kein fließend Wasser. Es gibt eine Batterie, ein Solarpanel und 12V Gleichstrom. Lampen, Kerzen, Duschen mit Wassereimer, ordentliche Toilettenschüsseln und Waschbecken, eine Küche mit Betonfußboden und Feuerstelle zum Kochen. Wasser gibt es aus drei kleinen Brunnen. Das alles ist Luxus und eine wahre Leistung für mitten im Urwald, sowie völlig ausreichend. Es gibt Bananen, Zuckerrohr, Ananaspflanzen - da wohnen die Taranteln, Kochbananen, Citrus Früchte wie Mandarinen, Pampelmusen, Orangen, eine Art Riesenlimetten (Limacidra), süße Zitronen und noch einige mir unbekannte Früchte an Palmen. Dann wie gesagt die beiden Schwarzgesicht-Klammeraffen Christa und Negra, die einem fast überall hin folgen und wild rumturnen und klettern. Daher ist es auch ungemein wichtig stets alle Türen verschlossen und verriegelt zu halten, da sonst totales Chaos ausbricht und gerade in der Küche die Affen alles aufreißen, essen und anpinkeln würden. Sie können richtig großen Schaden anrichten.

 

Die beiden wurden von Torsten und Ilka aufgezogen, finden hier im Urwald aber ihresgleichen nicht, weil es diese Art in diesem Gebiet nicht gibt und halten sich daher stets in Stationsnähe auf.

 

Es ist Wahnsinn wie viel Arbeit in diesem Projekt steckt und wie viel Arbeit unabhängig von den Tieren die hier gerettet und wieder ausgewildert werden getan werden muss.

 

Daher ist jede noch so kleine Spende genauso wie Volontärsarbeit ungemein wichtig, da das Ganze sonst so nicht existieren könnte. Neben der Tierstation werden ja noch Medizintouren geplant, ohne die es manche Urwaldstämme sicher nicht mehr geben würde, und es wird Umweltbildung bei Groß und Klein betrieben. Jede Spende, egal in welcher Form (Sachspenden, Geldspenden) oder selber hier mithelfen, hilft dieses wunderbare Projekt am Leben zu halten und so Tiere und Menschen zu retten.