Brände in Jaguarete 2023 – am Ende hatten wir trotzdem Glück
Auf Höhe der kleinen Lagune quietscht und fiept es plötzlich über und neben uns. Keine Vögel, eine stattliche Bande Totenkopfäffchen tobt im wahrsten Sinne des Wortes durchs Oberholz. Was für ein versöhnliches Ende für einen größtenteils erschreckenden ersten Besuch auf Station.
Ein paar Bilder und Handyvideos der verheerenden Brände um Rurrenabaque hatten wir ja im November geteilt. Bzw. waren es Bilder verzweifelter versuche mit Wasserflaschen und Macheten etwas dagegen zu tun.
Bereits im August wüteten Brände in der „Pampa“, einem Schutzgebiet, welches überwiegend aus Überschwemmungsland, also natürlichen feuchtwiesen mit Flüssen und ein paar Galeriewäldern besteht. 10.000 ha sind verbrannt, Ursache laut Satellitenbilder-Recherche des WCS ein Lagerfeuer von Fischern oder Jägern. Anhaltende Trockenheit und ständig wechselnde starke Winde taten ihr übriges.
Dann kamen die ersten gelegten Feuer durch Bauern auf ihren Feldern. Das ist gängige Praxis in ganz Amazonien aber die Bedingungen haben sich geändert. Auf die letzte schon wieder viel zu trockene Regenzeit folgte ein noch trockener und sehr heißer Sommer mit Temperaturen über 40 Grad über Wochen. Die meisten Comunidades um Rurre haben das Abrennen deshalb verboten aber Ignoranz und starke Winde provozierten eine Katastrophe. Ende Oktober/Anfang November brannten die ersten Bergketten hinter Rurre, dann der Urwald im Nationalpark Madidi, dann große Flächen des Pilon Llajas Biosphärenreservates. Urwald, Grasland, weiden, Felder und am Ende brannten ganze Dörfer.
Unsere Station mit ihrem Schutzwald hatte lange Glück, aber am 17. November brachen erneut Feuer um die Nachbarcomunidad Carmen Soledad aus. Gemeinsam mit den Familien versuchten Cachi und Stationsmitarbeiter Brandschneisen um die Hütten und Felder frei zu hauen und von allem Brennbaren zu befreien. Dichte Rauchschwaden erschwerten die Orientierung und Kommunikation. Mit seinem Auto verteilte Cachi Wasserfässer an strategisch sinnvollen Punkten. Er hat einen Jeep, keine Zisterne! Aber der Wind drehte beständig und immer wieder tauchten neue Brandherde auf, als Irineo, einer unserer Mitarbeiter, Alarm schlug. Ein neues Feuer hatte sich gefährlich nah zu einige unserer größten und ältesten Cachichiras vorgefressen. Gemeinsam verruchten sie die großen Brettwurzeln einzunässen, den Boden herum vom staubtrockenen Laubteppich zu befreien, damit die Flammen keine Nahrung mehr finden…. Später hat er uns Bilder von meterhohen Flammen auf der Station geschickt. Das schlimmste war der ständig wechselnde Wind, der Qualm und die Ohnmacht. Am 20.November fällt endlich Regen. Der erste Regen seit dem 26.Juli 2023. Die Menschen führten Freudentänze auf. Im Nationalpark Madidi sind 23.000 ha und im Pilon Llajas Schutzgebiet nochmal 34.000 ha verbrannt.
Jetzt stehen wir erschrocken im Wald. „Prohibido entrar“ (Zutritt verboten) steht auf dem Schild am Eingang zur Station. Hat leider nicht funktioniert. Aber irgendwas hat das Feuer letzten Endes doch aufgehalten. Links vom Weg ist alles verbrannt, rechts unversehrtes Grün. Durch den verbrannten Wald laufen wir zu unseren „Los reyes“, den Königen des Waldes. Sie stehen noch! Eine der riesigen Brettwurzeln ist angekohlt und ein baumdicker Ast abgebrochen, aber der Rest erholt sich. Zwischen dem trostlosen Braungrau regt sich bereits neues Leben. Der Wind hat leider 2-3 Urwaldriesen weiter drin zu Fall gebracht. Wir hatten so ein Glück, dass es das Feuer nicht über die Wege geschafft hat! Danke an alle, die unseren Freunden dabei geholfen haben!
Trotzdem haben am Ende ca. 10 Hektar Schutzwald gebrannt an drei verschiedenen Stellen. Die großen starken Bäume haben dem Feuer standgehalten, der Nachwuchs nicht, aber er drängt schon wieder nach oben. Und für die Tierwelt ist das restliche Grün immer mehr eine Rettungsinsel. Deshalb freuen wir uns über die Totenkopfäffchen über unseren Köpfen. Die Halbstarken posen im Geäst. Die ganz Kleinen klammern sich an Bauch oder Rücken ihrer Mütter. Ein paar Kapuzineraffen sind auch dabei.
Und morgen wird wieder in die Hände gespuckt – es gibt ne Menge zu tun auf unserer Estacion biologica Jaguarete. mehr Bilder ansehen...
Im Bild unten seht ihr unser neues Küchenhaus...Februar2024