Stationsbericht Paul Imkermann März 2017
1.Tag: Der Weg zur Station wurde, wie es für Rurrenabaque typisch ist, mit Motortaxis zurückgelegt. Wir hatten Glück und konnten mit den Taxis sogar fast bis zur Station fahren. Am Refugio angekommen haben wir als erstes unsere Betten bezogen und Moskitonetze aufgehängt. Zum Glück gibt es diese, damit man wenigstens in der Nacht Ruhe vor den Viechern hat! Als das erledigt ist, wird erstmal ein Coca-Bolo gemacht, weil ohne den hier gar nichts geht - sagt zumindest Pigui ... Das sagt er aber auch bei jedem Problem, welches sich auftut (Müdigkeit, Stress, Moskitos, zu viel Arbeit, zu große Hitze, selbst bei Krankheiten). Wenn der Bolo richtig sitzt, kann es jetzt ja auch mit dem Arbeiten losgehen. Mit einer Schaufel, einer Packung Mörtel und 3 Schubkarren Sand wird auf dem Boden Beton angerührt. Wenn das in Deutschland jemand so machen würde, würde er sich nur Hohn und Spott abholen. Aber hier geht es ja nicht anders... Das Mischen wird zur absoluten Schweißarbeit. Doch umso schöner ist es, als man den ersten Beton rund um das Gehege schütten kann, um dieses zu verbessern. Nach 3 Stunden Arbeit haben wir es endlich geschafft! Wir sind 14:00 Uhr schon völlig im Eimer... Die Luftfeuchtigkeit und die Sonne machen ihren Dienst echt super. Frido und ich gehen mit neuen Bolos bewaffnet und einer Machete in der Hand am Nachmittag über das Gelände und schlagen an den Bananenpflanzen faule Blätter ab. 16 Uhr wird gemeinsam angefangen zu kochen und 16:30 gibt's Abendbrot. Nudelsuppe - Sau lecker! Nach dem Essen wird geduscht und im Aufenthaltsraum klingt der Abend mit Coca und selbst gemachter Limonade gemütlich aus. 20:00 Uhr sind wir alle so müde, dass wir einfach unter unsere Moskitonetze kriechen und uns die Augen zu fallen.
2.Tag: Morgens von den Geräuschen des Urwalds geweckt zu werden, ist schon was Schönes. Aber richtig wach wird man erst, wenn man aus dem Netz rauskommt und einen die Moskitos „Guten Morgen“ sagen... Beim ersten Blick aus den Fenster kommt erstmal der Schreck - es regnet... Aber hier ist Regen nicht so langweilig wie bei uns. Hier ist Regen wie Weltuntergang bei uns. Naja nützt ja alles nichts, wird der Tag eben damit verbracht im Aufenthaltsraum zu warten bis der Regen aufhört und wir endlich was machen können. Piqui ist der festen Überzeugung, dass Coca auch gegen Langeweile hilft. Also wird das eben direkt mal ausprobiert... Das ist aber auch ein Wunderzeug! 16:00 hört der Regen endlich auf und wir können noch bisschen Bananen hacken und Palmenwedel einsammeln. Nach einer Stunde fangen wir an zu kochen. Der Abend klingt wieder gemütlich aus und wir gehen 22:00 schlafen.
3. Tag: Mitten in der Nacht fangen die Affen an, ein riesiges Tohuwabohu zu veranstalten. Und das gleiche nochmal am Morgen. Da waren wir wach... Aber das Wetter war gut und das macht einem auch gleich wieder gute Laune nach so einer unschönen Art, geweckt zu werden. Aber die Laune sollte nicht halten... Eigentlich sollten heute Bretter aus einem umgefallen Baum geschnitten werden. Also in den Regenwald gestapft und angefangen. Aber nur kurz, weil die Motorsäge nach einem Brett kaputtgegangen ist. Also haben wir heute fast das komplette Gelände im Stationszentrum saubergemacht. Also Palmenwedel eingesammelt und Bananenpflanzen fertiggemacht. Irgendwann kam dann Torsten, der nicht mit uns auf Station gefahren ist, weil er Ausschlag am ganzen Körper hatte und sich komisch fühlte. Er war in der Zeit, wo wir hier waren beim Arzt. Der hat Denguefieber diagnostiziert ... Aber eine von 4 möglichen Formen, die nur "selten" gefährlich ist. Gruselig! Aber ihm ging es wieder so gut, dass er mit uns arbeiten konnte... Irgendwann war es dann so warm, dass wir nicht mehr arbeiten konnten. Also war heute schon 15:00 Ferienabend und 16:00 gab es Essen. Dann haben wir uns in den Aufenthaltsraum gesetzt und den Abend mit einer Flasche Singani ausklingen lassen.
4. Tag: Direkt nach dem Frühstück haben wir Kakaobäume von überschüssigen Trieben und Krankheiten befreit bei einer glühenden Hitze und bei einer extremen Luftfeuchtigkeit. Nach einer Stunde kamen Frido und Torsten dann wieder auf die Station (Die beiden haben die Nacht in Rurre geschlafen, weil Torsten ja immer noch Denguefieber hat). Danach gab es neue Aufgaben und zwar haben Frido und Ikea die Casa Regenzeit angestrichen und Torsten und ich haben abwechselnd mit der elektrischen Motorsense den Rasen auf dem ganzen Gelände wieder schöngemacht. 16:00 Uhr haben wir wieder aufgehört, weil es einfach nur warm war - viel zu warm... Frido und Torsten haben aus Rurre 2 Hühnchen mitgebracht. Die wurden dann über dem Feuer gegrillt. War richtig lecker! Abends haben wir dann alle zusammen im Aufenthaltsraum gesessen und die Woche nochmal Revue passieren lassen. 23:00 Uhr waren wir aber alle so fertig von der Anstrengung der letzten Tage, dass wir einfach schlafen gegangen sind.
Fazit: Ich bin total beeindruckt, was Torsten und Ikea hier geschaffen haben. Mitten in Urwald mit nichts außer einem Zelt und 500$ anzufangen, hier dieses Projekt auf die Beine zu stellen, ist einfach überragend! Mir fehlen echt die Worte zu beschreiben, wie sehr ich den Hut vor den Beiden und ihren Bolivianischen Freunden ziehe. Mit welcher Ausdauer hier dieser geniale Fleck Erde geschaffen wurde, ist einfach überwältigend...
Jeder Tag Arbeit zehrt hier so an den Kräften, dass ich schon 1000000 mal aufgeben hätte...
Aber hier zu arbeiten und dass alles so zu organisieren war einfach nur unglaublich!